Marxzell
Der Ortsteil Marxzell bildet räumlich den Mittelpunkt der Gemeinde und besaß auch in der Geschichte eine zentrale geistliche und wirtschaftliche Bedeutung für die drei ,,Höhendörfer“. Wie der 1255 erstmals urkundlich genannte Name ,,Celle“ sagt, wird eine klösterliche Niederlassung, vielleicht eine Einsiedelei, am Ursprung stehen, die möglicherweise die früheste Ansiedlung im hinteren Albtal war.
1255 wurde der Besitz der hier bereits bestehenden Mühle, der ,,Burbacher mulin“, dem Kloster Frauenalb bestätigt, das den dabeiliegenden Weiler schon vorher von Konrad von Remchingen gekauft hatte. Diese Mühle besaß durch die Jahrhunderte den Mühlenbann für die drei Dörfer und Metzlinschwand, d. h. die Bauern mussten hier ihr Getreide mahlen lassen.
1324 wird die Kirche zu ,,Celle“ erstmals als Pfarrkirche erwähnt. Sie war bis ins 17. Jahrhundert hinein die größte Pfarrei des Albtals, gehörte doch neben Pfaffenrot und Schielberg bis 1514 auch Ittersbach zu ihrem Sprengel. Zehnt und sonstige Abgaben waren an die Kirche zu entrichten, der Gottesacker um die Kirche diente den Dörfern als Begräbnisstätte. Vom Kirchenpatron St. Markus erfahren wir in einer Urkunde aus dem Jahre 1502, die die Einverleibung der Pfarrei ,,Marckzell“ in das Kloster Frauenalb betrifft.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Pfarrei nach Burbach verlegt. Das Marxzeller Gotteshaus mit seinem aus dem 15. Jahrhundert stammenden majestätischen Turm und dem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neu erbauten Schiff blieb aber – nun Filialkirche von Burbach – bis ins 20. Jahrhundert die Kirche für die Bewohner Pfaffenrots und Schielbergs.
1459 wurde auf Bitten der Bewohner der drei Dörfer in Marxzell eine Badstube eingerichtet. Vor dem Dreißigjährigen Krieg bestand eine Eisen- oder Feilenschmiede. Der Eisenhammer beim Gertrudenhof (nach der Äbtissin Gertrud von Ichtrazheim benannt), der anstelle einer früheren Glashütte im 18. Jahrhundert gegründet wurde, setzte die Tradition der Schmiede fort.
Die landschaftliche und architektonische Idylle Marxzells entzückt nicht nur die vielen heutigen Besucher, sondern zog auch schon den berühmten Maler und Direktor der Karlsruher Kunsthalle, Hans Thoma (1839 - 1924) an, der oft in seinem holzverschindelten Haus neben der Burbacher Straße weilte.
Auf den Marxzeller Albwiesen fand jährlich am Fest des heiligen Markus (25. April) der ,,Zeller Geißenmarkt“ statt. Dieser Vieh- und Warenmarkt wurde bis zum ersten Weltkrieg abgehalten und diente der Versorgung der Dorfbewohner mit Gütern des täglichen Bedarfs, die im Ort nicht zu erzeugen oder zu erhalten waren.
Das Albtal, im 18. und 19. Jahrhundert für die Holzflößerei von Bedeutung, ist erst spät auch für den Straßenverkehr erschlossen worden. 1793 wurde die erste feste Straße erbaut. Heute führt die Albtalstraße als wichtigster Verkehrsweg der Gemeinde durch Marxzell. 1897/98 wurde die Albtalbahn, zunächst als Schmalspurbahn, gebaut. In Marxzell befindet sich der Bahnhof für Burbach und Pfaffenrot.
Das Gemeindewappen Marxzells enthält in einem roten Feld einen geflügelten goldenen (gelben) Löwen, das Symbol des heiligen Markus. Es wurde der Gemeinde zusammen mit einer gelb-roten Flagge 1975 verliehen.
Blickt man von Pfaffenrot nach Westen, so erkennt man am besten die charakteristische Topographie aller Ortsteile der Gemeinde, außer der Talsiedlung Marxzell. Auf den Hochflächen am Rande der tief eingeschnittenen, schluchtartigen Täler von Alb und Maisenbach, deren Hänge bewaldet sind, liegen die Dörfer und der Metzlinschwander Hof inmitten ihrer Feld- und Wiesenfluren rings vom Wald umgeben. Diese Lage erlaubt Rückschlüsse auf die Entstehung der Siedlungen. Es sind Gründungen der hochmittelalterlichen Rodungszeit, während der das bis dahin geschlossene und unwegsame Waldgebiet des Nordschwarzwalds besiedelt wurde. Die Erschließung neuer Siedlungsräume wurde vom Adel getragen. Hier förderte vor allem das Geschlecht der Herren von Eberstein, das seinen Machtbereich von der Murg her auch ins Abtal ausdehnte, die Kolonisierung der unbesiedelten Höhen und Täler.